Justizministerin Rehlinger besucht Jugendwerkstatt des Landkreises

Veröffentlicht am: 12.10.2012

Manche Jugendlichen haben die Kurve mit einem frisierten Roller viel zu schnell genommen, einige sind ohne Führerschein gefahren, ein anderer schlug bei einer Meinungsverschiedenheit kräftig zu und ein weiterer wurde wegen einfachem Diebstahl verurteilt. Mehrmals in der Woche hämmern, bohren und sägen sie in der Jugendwerkstatt des Landkreises Saarlouis, bauen Nistkästen, Vogelhäuschen, Insektenhotels, fertigen Kerzenständer und bauen Schwenker aus Metall. Justizministerin Anke Rehlinger, begleitet von Landrat Patrik Lauer, Sozialdezernentin Susanne Schwarz, Jugendamtsleiter Gerd Leidinger und Sozialarbeiter Dieter Held, stattete der von  Diplom-Sozialpädagogen Reiner Quirin geleiteten Einrichtung des Landkreises Saarlouis einen Besuch ab. Mitgebracht hatte die Ministerin einen Zuwendungsbescheid über 75.514 Euro.

„Für diese Unterstützung durch das Land sind wir sehr dankbar", sagte Landrat Lauer. Immerhin werde hierdurch ein Drittel des Haushaltsvolumens von 289.000 Euro gedeckt. Diese Investition in die Jugendlichen lohne sich nach Ansicht von Landrat Lauer. „Viele kriegen doch noch die Kurve und lenken ihr Leben in geordnete Bahnen."

Auf die Erfolgs- bzw. Rückfallquote angesprochen erklärte Reiner Quirin, dass die meisten Straftaten im jugendlichen Leichtsinn und Übermut, oft nach Alkoholgenuss oder Drogenkonsum begangen wurden. Ab dem 18. Lebensjahr würden sie vernünftiger. Dass es Ausnahmen gebe und junge Menschen öfters mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, räumte er ein. Dadurch, dass die Jugendwerkstatt als ein Projekt der nachgehenden Betreuung straffällig gewordener junger Menschen zwischen vierzehn und 21 Jahren eine Einrichtung des Landkreises ist, sei die enge Verzahnung mit dem Kreisjugendamt von Vorteil und die Kontinuität der Einrichtung gewährleistet. Schnelles und besonnenes Handeln sei angesagt, wenn ein Jugendrichter oder ein Jugendstaatsanwalt einen jungen Menschen nach dem Jugendgerichtsgesetz zu einer Weisung (Arbeitsanweisung, Sozialer Trainingskurs, Erziehungsbeistandschaft, Anti-Aggressivitätstraining) verurteilt habe.

In den ersten acht Monaten diesen Jahres hätten 180 junge Menschen ihre auferlegte Weisung in der Jugendwerkstatt Saarlouis und der Außenstelle Lebach erfüllt. Acht bis zehn junge Menschen werden täglich von Reiner Quirin, einem weiteren Diplom-Sozialpädagogen und acht Honorarkräften betreut, die die Bereiche Holz, Schlosserei, Kfz, kreatives Gestalten, Gestaltung und Pflege von Gelände und Räumlichkeiten abdecken. Sportaktivitäten und erlebnispädagogische Aktionen würden mit extra hierzu ausgebildeten Trainern und Anleitern durchgeführt und es werde auch mitgeholfen, wenn Einrichtungen bei Veranstaltungen Hilfe benötigen. Vorhandene Fähigkeiten aufgreifen und fördern sei die Prämisse.

Kontakte zu Beratungsstellen und bestehenden Koordinationsstellen der Jugendhilfe werden mit den zu betreuenden jungen Menschen geschaffen, auch dies sei ein Vorteil der engen Verzahnung von Jugendamt und Jugendwerkstatt. Justizministerin Anke Rehlinger wertete ihren Besuch in der Jugendwerkstatt als „sehr aufschlussreich" und das Geld wäre gut angelegt. Sie werde ein paar Ideen mit nach Saarbrücken nehmen.     

  Jugendwerkstatt Ministerbesuch

Beim Besuch der Jugendwerkstatt des Landkreises Saarlouis sprachen

Justizministerin Anke Rehlinger (Mitte) und Landrat Patrik Lauer (5.v.r.) mit Jugendlichen.

Weiter im Bild: Reiner Quirin (3.v.l.) sowie von rechts: Dieter Held, Gerd Leidinger und Susanne Schwarz.

pdl/Foto: Brigitta Schneider