Fachexkursion des Kreistages zum Thema Jagd: Mensch und Wild im Landkreis Saarlouis
Der Wald und das Waidwerk standen im Mittelpunkt der Fachexkursion des Kreistages. Landrat Patrik Lauer und eine Gruppe von Kreistagsmitgliedern begaben sich raus in die Natur, in den Wald und auf das Feld. Kreisjägermeister und Kreisjagdberater Jürgen Schmitt, begleitet von den Hegeringleitern aus dem Landkreis und dem Geschäftsstellenleiter der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS), Johannes Schorr, sowie Dr. Michael Klein, Ministerialrat beim Umweltministerium des Saarlandes und innerhalb der VJS zuständig für Wald und Wild, Jagd- und Naturschutz, begrüßten die Kommunalpolitiker vor dem Jägerheim der VJS in Saarwellingen. „Wir wollen die Arbeit der VJS kennen lernen, erfahren, welche Schäden entstehen, wenn nicht konsequent bejagt wird, aber auch erfahren, wie mit Wildschäden umgegangen wird", erklärte Landrat Patrik Lauer.
Wie kompliziert die Wildschadenbewertung im Wald ist, erläuterte Dr. Michael Klein auch hinsichtlich der Besitzverhältnisse Staatswald oder Privatwald. Der Verbiss durch Schalenwild und Folgeschäden wurden erörtert. Er lieferte einen interessanten Exkurs in die Waldwirtschaft hinsichtlich der Eigentümerzielsetzung. „Das Nadelholz ist die betriebswirtschaftliche Stütze des Waldes", erklärte Klein. Überrascht zeigten sich die Kreistagsmitglieder darüber, dass jetzt angelegte Maßnahmen praktisch erst in 150 bis 300 Jahren zum Tragen kommen. Einen artenreichen Bestand zu erhalten, darum bemühten sich Waldbesitzer. Klein sprach sich für dafür aus, einen Interessenausgleich zwischen Wald und Wild herzustellen".
Am Beispiel eines total von Wildschweinen verwüsteten Maisfeldes zwischen Fraulautern und Saarwellingen erfuhren Landrat Patrik Lauer und seine Kreistagsabordnung, welche großen Schäden die gefräßigen Tiere bei ihren nächtlichen Ausflügen anrichten können. „Als ob sie es wüssten, dass wir hier nicht jagen können", sagte Kreisjägermeister Jürgen Schmitt. Durch die ständig befahrene Straße und angrenzenden Feldwege, auf denen auch noch nachts Jogger unterwegs sind, sei es zu gefährlich und deshalb unmöglich, Wildschweine zu bejagen. Wie teuer ein solcher Wildschaden für den Jagdpächter sein kann, der dem Landwirt einen Ausgleich für den Ernteausfall zahlen muss, erklärte Petra Becker-Morhain, beim Landkreis zuständig für Landwirtschaft und vereidigte Wildschadenschätzerin. „Wer ist der Verursacher und wie lässt sich der Schaden verhindern oder eindämmen? Diesen Fragen geht sie zunächst nach. Sie schlägt stets einen Einigungstermin vor, damit sich Landwirt und Jagdpächter vor Ort den Sachverhalt ansehen. Die Kreistagsmitglieder staunten, als sie das komplizierte Berechnungssystem erläuterte, das im Schadensfall angewendet wird. „Zum Gerichtsverfahren sollte man es nicht kommen lassen", rät Petra Becker-Morhain.
Die Problematik der Wildunfälle auch hinsichtlich der Zuständigkeitsbereiche von Polizei und Jagdausführungsberechtigten diskutierte Kreisjägermeister Jürgen Schmitt im Jägerheim der JVS in Saarwellingen mit den Kommunalpolitikern. Bezüglich des Einsatzes von Wildkameras fand ein reger Meinungsaustausch statt. Die Überpopulation von Rabenkrähen und ihre Bekämpfung wurden erörtert, über die Jagdabgabe wie auch über die Aufgaben des Kreisjägermeisters als Kreisjagdberater gesprochen. 900 Jäger gehören der Kreisgruppe Saarlouis an, die über acht Hegeringe und 80 Reviere einschließlich der Eigenjagden verfügt.
„Lernort Natur", steht es in großen Lettern auf den beiden Mobilen der VJS geschrieben. Seit 20 Jahren ist Josef Altmeyer aus Schwarzenholz mit einem solchen Mobil unterwegs, besucht Kindergärten, Schulen, Vereine und Feste. „Mein Ziel ist es, schon junge Menschen für den schonenden Umgang mit der Natur zu werben, erzählt der 81-Jährige. Die sonst scheuen Wildtiere wie beispielsweise Ente, Kitz, Reh und Keiler, hat er dann als Präparate dabei. Als ehrenamtlicher Botschafter wirbt Altmeyer für den Schutz und den Erhalt der heimischen Fauna und Flora.
Zum Abschluss besuchten die Kommunalpolitiker die von der VJS betriebene schießsportliche Anlage.
Petra Becker-Morhain und Kreisjägermeister Jürgen Schmitt (v.l.) informieren an der Straße vor Reisbach über Wildschäden im Wiesengelände.
pdl/Fotos: Brigitta Schneider
Einstellungsdatum: 16.10.2013